Dienstag, 7. Februar 2017

Abtreibungszahl in Deutschland wohl viel höher als vermutet

1000-Kreuze-Marsch in Münster
Mathias von Gersdorff

Seit Jahren meldet das statistische Bundesamt ca. 100.000 Abtreibungen jährlich. Eine horrend hohe Zahl von Menschen, die auf diese Weise umkommen.

Einige Lebensrechtler haben stets die Richtigkeit dieser Zahl bezweifelt und vermuteten eine sehr hohe Dunkelziffer. In den 1000-Kreuze Märschen trugen sie ein Banner mit der Aufschrift „1000 Abtreibungen täglich“. Das würde eine Gesamtzahl von 365.000 ergeben.

Die Abtreibungslobby schimpfte stets und bezeichnete diese Lebensrechtler als Lügner und Betrüger.

Nun hat ein bekannter Abtreibungsarzt, Christian Fiala, selbst gesagt, dass die Zahl des statistischen Bundesamtes zu niedrig sein müsse. Nach seinen Schätzungen müsste die Zahl von jährlich abgetriebenen Kindern zwischen 200.000 und 300.000 liegen, berichtet Focus-Online.

Die Begründung ist recht einleuchtend: „Die Zahlen beruhen allein auf den Angaben der Kliniken und Arztpraxen. Sie werden anonym übermittelt und sind nicht zurückzuverfolgen. So kann laut Fiala niemand kontrollieren, ob die Angaben vollständig sind. Abtreibungen korrekt zu melden, bedeute 'zusätzliche Bürokratie' und damit noch weniger Zeit für die Patientinnen. ‚Außerdem hielten viele Ärzte die Statistik für sinnlos‘“, so eine Erklärung von IDEA-Spektrum.

200.000 bis 300.000 von sinnlos getöteten Menschen ist eine unfassbare Zahl und Dokument eines kolossalen Versagens des Rechtsstaates. Während Politiker und Kirchenleute aller Couleur in der Flüchtlingskrise an die Menschlichkeit der Bürger appellieren, schweigen sie zu diesem grausamen Massaker!

Die Tatsache, dass einige Lebensrechtler nur die Zahlen des Statistischen Bundesamtes wiederholen, wird von Felizitas Küble kritisiert: „Je weniger Abtreibungszahlen in Deutschland „gemeldet“ werden, desto geringer erscheint das Problem, desto weniger notwendig ist eine öffentliche Debatte über diese Massenvernichtung ungeborener Kinder, umso weniger Aufmerksamkeit erfahren die Lebensrechtsgruppen für ihre Arbeit, so dass sie sich mit jenen kuriosen Pressemeldungen auch noch ins eigene Fleisch schneiden.“

Felizitas Küble (Christopheruswerk) fordert in einer Analyse über die Abtreibungsstatistik deshalb: „Daher ist es überfällig, dass Lebensrechtsvereine vom Staat die ungeschönten, die tatsächlichen Abtreibungszahlen fordern, wie es das gute Recht nicht nur dieser Gruppen ist, sondern aller Bürger, die einen Anspruch darauf haben, bei diesem buchstäblich lebens-wichtigen Thema nicht hinters Daten-Licht geführt zu werden. Wir brauchen keine Dunkelzahlen, sondern Faktenzahlen! Also Schluss mit diesen „Fake-News“!“

Die Zahl an Abtreibungen ist politisch wichtig, denn das Bundesverfassungsgericht hat Anfang der 1990er Jahre die Novelle des § 218 StGB (Abtreibungsparagraph) akzeptiert unter der Voraussetzung, dass die Zahl der Abtreibungen sinkt. Dies sollte Dank der sog. Schwangerschaftskonfliktberatung geschehen. Der Bundestag wurde von Karlsruhe angemahnt, die Abtreibungspraxis zu beobachten und gegebenenfalls Schritte zur Eindämmung der Abtreibungen einzuleiten (Beobachtungs- und Nachbesserungspflicht). Weil die offizielle Abtreibungszahl über die Jahre leicht sank, meinten die Politiker, nichts unternehmen zu müssen.