Donnerstag, 15. Januar 2015

SMS, E-Mail und Chatroom schaden der deutschen Sprache

Im Gegensatz zu Briefen und E-Mails wird in SMS und im Chatroom so geschrieben, wie gesprochen wird. Rechtschreibung ist nebensächlich. Über Kommasetzung nachzudenken dauert zu lang. Ganze Sätze sind unnötig, um sich zu verstehen. Wer doch wissen möchte, wie ein Wort korrekt geschrieben wird, verlässt sich auf das Korrekturprogramm von "Word“ und anderen Textverarbeitungsprogrammen. Im Zweifel wird ‘gegoogelt‘ und die Internet-Mehrheit entscheidet, ob es "Delphin“ oder "Delfin“ heißt. 

Kritiker sorgen sich, dass die Sprache verlottert und offizielle Briefe bald so schludrig geschrieben werden wie eine SMS.

Auch nach Meinung des Rechtschreibrats-Vorsitzenden Hans Zehetmair ist durch Twitter und SMS das deutsche Sprachgut gefährdet. "Die deutsche Sprache wird immer weniger gepflegt", beklagte Zehetmair in einem dpa-Gespräch. Das Deutsche verarme in den neuen Medien zu einer "Recycling-Sprache", werde immer mehr verkürzt und vereinfacht und ohne Kreativität wiedergekäut.

Der Sprachverfall betreffe vor allem die junge Generation. Das Vokabular der Jugendlichen sei via SMS und Twitter generell sehr simpel, die Rechtschreibung fehlerhaft. "Ich will die moderne Technik nicht verurteilen, aber die Jugend darf sich von der schwindelerregenden Entwicklung nicht vereinnahmen lassen." Ebenso leide die Verständigung unter Mitmenschen, wenn jeder mit seinem Handy in der Ecke sitze und nicht mehr mit anderen spreche, sagte der ehemalige bayerische Kultusminister: "Einer SMS mangelt es an Gefühl und Herzlichkeit." Auch die Anglizismen sind ihm ein Dorn im Auge: "Es hat nichts mit einem höheren Bildungsgrad zu tun, wenn man Wörter auf Englisch sagt, die man ebenso auch auf Deutsch formulieren könnte."

Tablets, Twitter und WhatsApp sollten Kinder daher erst benutzen, wenn sie schon gefestigte Deutsch-Kenntnisse hätten – unter 14 Jahren sind diese Kommunikationsmittel nach Ansicht Zehetmairs entbehrlich. "Wenn man stundenlang vor dem iPad sitzt, färbt das eben ab."

Kinder sollten wieder mehr Gedichte lernen und Bücher lesen, um die Schönheit der Sprache zu erleben, forderte Zehetmair. Gefragt seien die Eltern als Vorbilder: "Die Eltern müssen ihre Kinder dafür gewinnen, wieder ein Buch zu lesen – dafür müssen sie selber lesen.

Mit Material aus heise online